Das ist dann der Punkt, an dem die Führungskraft auf das, was das Team erlebt hat, vertrauen sollte, oder?
Richtig. Eine agile Führungskraft in einem agilen Unternehmen wird das Ergebnis von einem Team annehmen. Wenn Beweise dafür vorliegen und es sich nicht nur um eine Meinung handelt. Sie wird dem Team erlauben, den Kurs anzupassen. In einem traditionellen Unternehmen lautet der Grundsatz: Der Chef weiß es am besten. Und es wird getan, was er sagt. Die Herausforderung liegt darin, ein traditionelles Management in ein Umfeld zu verwandeln, das von ständigem Lernen und ständiger Weiterentwicklung geprägt ist. Das ist eine schwierige Angelegenheit. Es bedeutet, die Unternehmenskultur komplett zu verändern.
Dann sind eigentlich flache Hierarchien die Lösung - was viele Menschen ja auch befürworten.
Ich glaube nicht, dass Menschen wirklich flache Hierarchien wollen. Die Menschen wollen wissen, wer letztlich für bestimmte Entscheidungen verantwortlich ist. Wer tatsächlich das Sagen hat. Es ist vielmehr eine Frage von mehr Demut im Führungsstil. Ich meine damit keinen Führungsstil, der unentschlossen ist. Im Gegenteil: Ich denke, dass gute Führungskräfte eine deutliche Meinung dazu vertreten sollten, was das Team zu tun hat und dazu, wie es diese Arbeit angehen sollte. Aber anhand von Beweisen. Beweise, die am Markt eingeholt wurden. Beweise, die durch Kundenfeedback eingeholt wurden. Es geht nicht darum, von Managern zu verlangen, Macht abzugeben oder keine Manager mehr zu sein, sondern offen zu sein, ihre Meinung aufgrund vorliegender Beweise zu ändern. Das ist der Schlüssel, die Lücke zwischen Management und Agilität zu überbrücken.
Wenn wir über den Großhandelssektor sprechen, was könnte dieser von Ihnen lernen?
Egal, ob man im B2B-Bereich oder im B2C-Bereich tätig sind - am Ende des Tages ist es das Wichtigste, das Menschen die Produkte und Dienstleistungen nutzen. Fragen Sie sich deshalb immer: Wie kann ich das Leben meiner Kunden verbessern? Wie steigere ich den Erfolg der Menschen, die Produkte und Dienstleistungen von mir beziehen. Und ich denke, wenn Sie das wirklich verstehen und Sie diese Nutzer durch die Verwendung Ihrer Produkte sogar noch erfolgreicher machen können, bauen Sie Loyalität auf und gewinnen Wiederholungskunden.
Ist das auch ein Tipp für Start-ups, damit sie die Anfangsjahre ihres eigenen Unternehmens erfolgreich meistern?
Start-up Gründer müssen ihre Ideen, Visionen und Strategien kontinuierlich am Markt testen. Ich würde ihnen sagen: Sprecht mit Kunden, nicht nur einmal oder zweimal, sondern regelmäßig, jede Woche. Gründer sollten nicht zulassen, dass die Gründer-Arroganz einer ständigen Kundenforschung und Kundenentwicklung im Weg steht. Meist glauben sie nämlich zu wissen, wie das Produkt auszusehen hat. Aber ich garantiere, dass sie bei einigen Dingen falsch liegen werden. Und je schneller Start-ups das herausfinden, desto leichter ist es, den Kurs neu zu setzen und das Produkt für einen erfolgreicheren Neubeginn zu verbessern.