„Ich kenne kein weiteres Haus, das über solche Ressourcen verfügt“, sagt Hoteldirektor und Küchenchef Peter Niemann über seine Wirkungsstätte. „Wir bauen unser Getreide, unser Obst, unsere Nüsse selbst an und nutzen den Forst. Diesen glücklichen Zufall gibt es nicht oft in Deutschland.“ Was das Landgut und der Wald im Einzelnen zu bieten haben? „Da kann ich lange aufzählen“, antwortet er und schmunzelt kurz. Schon 2017, als er das Hotel Hohenhaus mit dem Schloss und seiner malerischen Umgebung im hessischen Herleshausen zum ersten Mal sah, wurde ihm bewusst, „welches Potenzial hier verborgen ist“. Niemann wollte gemeinsam mit der Eigentümerfamilie einen besonderen Ort schaffen, der mehr als Küche auf höchstem Niveau zu bieten hat – neben dem Restaurant Sushi & Family sind das Restaurant Hohenhaus Grill mit einen grünen Michelin-Stern und das Gourmet-Restaurant La Vallée Verte mit einem roten Michelin-Stern ausgezeichnet. Im Vordergrund sollte das Thema Nachhaltigkeit stehen.
Kräuter und Pilze aus dem eigenen Wald
„Die Familie, die uns Hohenhaus zur Verfügung stellt, um damit zu arbeiten, besitzt seit über 100 Jahren dieses Gelände und pflegt den Forst“, beschreibt Niemann. Das Gut versorgt sich über 3 Mineralwasserbrunnen mit Trinkwasser. Verschiedene Getreidesorten, Kartoffeln und Früchte wie Kirschen und Marillen werden dort angebaut. Die Küche nutzt Wildkräuter, Beeren und Pilze aus dem eigenen Wald. Hohenhaus unterhält ein privates Jagdgebiet mit festangestellten Jägern und züchtet braune Bergschafe, eine bedrohte Nutztierrasse. Die Restaurants leisten ihren Beitrag, indem sie das Fleisch der Tiere anbieten. „Dadurch wird die Herde rentabel und das Gut hat die Möglichkeit, sie zu vergrößern“, erläutert Niemann. Die Zahl der Tiere habe sich inzwischen verdoppelt. Auch wenn die Ressourcen vorhanden waren, musste das Thema Nachhaltigkeit anfangs neu gedacht werden, als er nach Hohenhaus kam. Die eigenen Schafe zu nutzen, statt Fleisch aus Irland einzukaufen, sie im eigenen Schlachthaus zu töten und zu verwerten, „diesen Prozess aufzubauen, war Arbeit“, sagt der Küchenchef. „Heute haben die Schafe einen Weg von 180 Metern von der Weide über das Schlachthaus bis auf den Teller.“
Nicht alle kulinarischen Wünsche der Gäste kann und möchte Niemann erfüllen. „Bei uns gibt es zum Beispiel kein Osterlamm“, verrät er. „Es ist einfach nicht nachhaltig, ein so junges Tier zu schlachten, und es geht gegen meine innere Überzeugung.“ Seine Küche beschreibt er deshalb passenderweise als „ehrlich, aromenstark und authentisch“. Grundsätzlich orientiert er sich an dem, was Felder und Forst zu bieten haben. „Mir ist es wichtig, mich bei meiner Arbeit an der Natur zu orientieren. Ich achte darauf, was sie leisten kann.“ 4 oder 5 Wochen im Jahr gibt es auf dem Gut frische Kirschen und auch die Brombeeren und Himbeeren im Wald haben ihre Zeit. Deshalb werden zum Beispiel die Beeren erst nach Reservierungsschluss um 15 Uhr frisch gepflückt, gerade genug für die angemeldeten Gäste.