Agilität, Lokalität, Einzigartigkeit, danach streben heutzutage alle Unternehmen. Sollten sich die Großen von den Kleinsten mal was abschauen?
Trinkhallen sind innovativ und beweglich. Es gab mal den Versuch, auf Trinkhallen-Ketten zu setzen. War nicht erfolgreich. Ihre Hauptgeschäftsidee ist die, eben nicht optimiert nach einem System zu verfahren. Den Kiosken, die nach Systemlogistik verfahren, sieht man das auch an. Ein großer Reiz von Trinkhallen ist das Imperfekte. Sie sind persönlich und improvisiert. Wenn man mal was Neues bieten will, dreht man das Papptablett um und schreibt drauf: "Brötchen heute nur ein Euro."
Und wie steht es um die Konkurrenz? Pausenlose Einsatzbereitschaft zeigen doch inzwischen auch andere Buden.
Natürlich ist der Druck da. Niemand läuft mehr an einem Werkstor vorbei. Er fährt mit dem Auto zum Tankstellenshop. Ich kenne aber keine Tankstelle, die auf Aufenthalt setzt und das bietet was die Trinkhalle im Angebot hat: genug Zeit, um sich zu begrüßen und einen kleinen Schnack zu halten.
Das klingt nach gesunder Entschleunigung?
Ein bisschen. Viele große Supermärkte eröffnen Flagshipstores, die mit Marktplätzen zum Verweilen werben. Manche Tankstellen verkaufen neuerdings bunte Tütchen. Da wird dieses Besondere und Selbstgemachte imitiert. Ist aber schwierig. In der Trinkhalle haben die Leute ihre erste Mark für Süßigkeiten investiert, die erste Packung Kippen gekauft. Das verbindet. Ich habe auch noch nie gesehen, dass jemand ungeduldig geworden wäre, weil sich ein Kind die Entscheidung für den Inhalt der süßen Tüte schwermacht. Das kennt jeder.