Lauren, wie lässt sich die aktuelle Situation in Sheohar beschreiben?
Der Bundesstaat Bihar hat mit der „Clean India Mission“ der indischen Regierung in den letzten Jahren einige Erfolge erzielt. Trotzdem bleiben wesentliche Schwierigkeiten bestehen, zum Beispiel schlechte Wasserqualität oder mangelhaftes Hygieneverhalten. Das führt dazu, dass das Gesundheitssystem durch Erkrankungen und Infektionen, die durch Wasser übertragen werden, vor großen Herausforderungen steht. Zudem ist die Sterblichkeitsrate bei Kindern unter fünf Jahren hier sehr hoch. Sie könnte mithilfe eines verbesserten Zugangs zu sauberem Wasser und Sanitäranlagen verhindert werden. Allein richtiges und regelmäßiges Händewaschen mit Seife würde die Situation verbessern.
Worin bestehen die größten Herausforderungen für dieses Projekt?
Abgeschiedenheit und Mangel an Dienstleistungen kennzeichnen die Region Sheohar. Außerdem ist der Grundwasserspiegel vor Ort sehr hoch, was schnell zu Überschwemmungen führen kann. Deshalb müssen die Wasser- und Sanitäranlagen diesen Gegebenheiten angepasst werden. Neben dem hohen, hochwasseranfälligen Grundwasserspiegel haben wir es in Sheohar vor allem mit von Bakterien und Eisen verunreinigtem Wasser zu tun.
Wie können wir uns das Sheohar-Projekt im Detail vorstellen? Das Projekt, das dank unserer Partnerschaft mit METRO möglich wurde, verfolgt im Hinblick auf Konzeption und Umsetzung einen holistischen Ansatz. So ist die Förderung von Gemeinschaft und die Zusammenarbeit mit regionalen und bundesstaatlichen Regierungen essentiell, um nachhaltige Veränderungen anzustoßen. Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht das One Drop Modell „ABC for Sustainability“ (Anm. d. Red: Access, Behaviour Change, Capital). So fördern wir den Zugang zu Wasser- und Sanitäranlagen sowohl für Privathaushalte als auch für Institutionen wie Schulen, Kindertagesstätten und Gesundheitszentren. Flankierend sorgen wir für Kapitalunterstützung über eine Mikrofinanzinstitution und bieten Schulungen für Bauern zum Thema Einkommen und Lebensunterhalt sowie Fortbildungen für kleine und mittlere Unternehmen im Sanitärbereich. Um zur Veränderung von Verhaltensweisen beizutragen, wenden wir den SABC-Ansatz (Social Art for Behaviour Change) von One Drop an: Multidisziplinäre Shows, Filmvorführungen, Straßentheater und Geschichten, die die Menschen vor Ort aktiv einbeziehen, sollen einen Beitrag für verbessertes Hygieneverhalten leisten.