Was tun, wenn wir mehr verbrauchen, als wir haben?

Das Thema Nachhaltigkeit betrifft alle: Verbraucher und Unternehmen, Gastronomen und Gäste. Welchen Stellenwert das Thema bei METRO hat und wieso es gerade für Gastro-Kunden relevant ist, erklärt Lena vom Stein, Head of Corporate Responsibility, im Interview.

Bewusst einkaufen

Nachhaltigkeit wird im Geschäftsalltag von Gastronomen und Händlern immer relevanter. Lena, woran liegt das?

Verbraucher entwickeln zunehmend ein Bewusstsein für Umweltfragen und gesellschaftliche Themen, die mit nachhaltiger Entwicklung verbunden sind. Sie haben ihr Konsumverhalten und ihre Konsumerwartungen, vielleicht sogar die Art und Weise, wie sie leben, verändert – zu Hause, beim Einkaufen und im Restaurant. Obwohl oder gerade weil es so alltäglich ist: Beim Essen fällt dieser Anspruch an Verantwortung besonders auf. Verbraucher wollen mit einem ‚guten Gefühl‘ konsumieren, wollen, dass sich auch beim Essen ihre Haltung widerspiegelt. Aber sie benötigen dabei auch eine Orientierungshilfe. Lebensmittelunternehmen müssen sich diesen Erkenntnissen anpassen: Für die Zufriedenheit ihrer Kunden und damit für ihren geschäftlichen Erfolg, aber auch zum Wohle der Umwelt. Indem sie nachhaltiger werden, bauen sie ein positives Image bei ihren Bestandskunden auf und schaffen Möglichkeiten, neue Kunden hinzuzugewinnen. Sie bieten einen Mehrwert und heben sich damit von Wettbewerbern ab.

Gibt es für Nachhaltigkeit ein globales Patentrezept?

Leider nein, nicht in Deutschland und schon gar nicht weltweit – außer vielleicht, dass keine Maßnahme zu klein ist! Und die Erkenntnis, dass jede wirkungsvolle Aktivität im Bereich Nachhaltigkeit immer mit Bewusstsein und einer Verhaltensänderung beginnt. So liegt der Anfang immer beim Individuum und kann erst über das Handeln Vieler Wirkung entfalten.

Globales Konzept, aber kein globales Rezept – woran liegt das?

Das liegt daran, dass der Reifegrad des Verständnisses von nachhaltiger Lebensweise, verantwortungsvollem Geschäftsbetrieb, aber auch die Herausforderungen und Rahmenbedingungen weltweit sehr unterschiedlich sind. Zum Beispiel sind die Auswirkungen einer nicht nachhaltigen Lebensweise nicht überall im gleichen Maße spürbar: Wasserverschwendung wird in Deutschland kaum als so wenig verantwortungsbewusst wahrgenommen wie etwa in Australien. Auch Chancen und Möglichkeiten, die sich durch nachhaltige Konzepte bieten, lassen sich nicht überall in gleicher Weise nutzen: Die Infrastruktur von Energie, Wasser und Müllentsorgung oder der Zugang zu Lebensmitteln sind nicht nur landes-, sondern sogar regionalspezifisch sehr unterschiedlich ausgeprägt. Mit diesen spezifischen Umständen sind unsere Kunden konfrontiert und damit bedarf es auch immer unterschiedlicher Konzepte, gleichwohl es meist einen gemeinsamen Nenner gibt.

Und dieser gemeinsame Nenner ist?

Wir verbrauchen mehr, als wir haben. Wenn wir so weitermachen, kann der Planet uns nicht mehr ernähren. Das betrifft uns alle. Mit unseren Unternehmen, die durch ihr Kerngeschäft auf Lebensmittel angewiesen sind, können wir wirklich etwas in unseren Gemeinschaften bewirken, wenn wir unsere Ressourcen weise nutzen.

Warum ist das Thema besonders wichtig für METRO?

Weil es für unsere Kunden relevant ist, da es wiederum ihre Kunden umtreibt: Klimawandel und Ungleichheit sind Faktoren, die unsere heutige Zeit prägen, und sie führen zu Konflikten, die junge und künftige Kunden nicht hinzunehmen bereit sind. Bedenkt man weiter, dass jede 3. Mahlzeit außer Haus eingenommen wird, wird deutlich, wie groß das Potential ist, wenn wir genau hier ansetzen. Auch an den verschiedenen Stakeholderanfragen, durch Investoren oder von NGOs, die sich für ein bestimmtes Thema einsetzen, sehen wir, dass Nachhaltigkeit immer stärker in den Fokus rückt und nicht zuletzt natürlich an unserer Sortimentsnachfrage.

Was unternimmt METRO, um Kunden zu unterstützen?

Gemeinsam mit meinen Kollegen haben wir den How-To-Guide ‚Mein nachhaltiges Restaurant‘ entwickelt, mit dem wir zeigen, wie und an welcher Stelle sich nachhaltige Konzepte in der Gastronomie praktisch umsetzen lassen – die grundsätzliche Antwort auf den gemeinsamen Nenner sozusagen. So bieten wir als Partner den Gastronomen konkrete Lösungen, die je nach Reifegrad des Unternehmens oder der Gesellschaft individuell anpassbar sind – darunter umweltfreundliche und soziale Produkte und Dienstleistungen, sei es bei der Rekrutierung von Personal, der Vermeidung von Lebensmittelverschwendung, dem Reduzieren von Müll, der Umsetzung von Energiesparmaßnahmen oder durch das Angebot regionaler Produkte.

Wie kam es zu ‚Mein nachhaltiges Restaurant‘?

METRO hat im Juni 2019 eine Kundenumfrage in 22 Ländern durchgeführt und die zeigte deutlich, dass unsere Kunden gerne nachhaltiger wirtschaften würden. Aber hier fiel auch auf, dass es an eigenen Ressourcen und praktischen Ansätzen mangelt. Sich neben dem geschäftlichen Alltag mit dem Thema vertraut zu machen und Konzepte zu entwickeln oder eben einfach mal auszuprobieren, stellt für viele eine Hürde dar. Genau hier wollten wir ansetzen und haben die Toolbox entwickelt. Wir haben schnell festgestellt, dass es keine One-fits-all-Lösung geben kann, aber bestimmte Stellschrauben, die gedreht werden können, die mehr oder minder in jedem Gastronomiebetrieb grundsätzlich ähnlich angelegt sind. Damit meine ich, dass Stromverbrauch, Müllentsorgung, Menügestaltung oder der Umgang mit der Ressource Mensch zum Kerngeschäft jedes unserer Kunden gehört und diese alle – eben je nach Reifegrad – von Bedeutung sind auf dem Weg zu einem nachhaltigeren Geschäftsbetrieb. Daher sind unter anderem diese Themen im Übrigen auch unsere Fokusthemen, wenn es an unsere eigene Nachhaltigkeitsstrategie geht.

My Sustainable Restaurant

Mehr zur Nachhaltigkeitsstrategie von METRO

Nachhaltigkeit ist ein komplexes Thema. Wir fokussieren unser Handeln auf 8 Schwerpunktthemen, die uns und unsere Kunden am meisten betreffen und bei denen wir die größte Hebelwirkung erzielen. Mehr zur Nachhaltigkeitsstrategie und den 8 strategischen Schwerpunktthemen im Nachhaltigkeitsbericht 2019/20.

Wie geht es weiter mit der Toolbox?

Die Toolbox wurde zunächst unseren Mitarbeitern in allen METRO Ländern zur Verfügung gestellt, die sie zur Unterstützung ihrer Kunden nutzen können. Sie behandelt die wichtigsten Nachhaltigkeitsthemen aus Kundensicht und bietet modular zu nutzende Ratschläge und Lösungen, die immer landesspezifisch angepasst werden können. Sukzessive stellen wir nun zusätzlich einzelne Themen in noch komprimierterer Form unseren Kunden zu Verfügung, zum Beispiel als Checklisten, die die ‚Simple Steps‘ zu mehr Nachhaltigkeit und den direkten Nutzen verdeutlichen. Damit kann der Kunde direkt loslegen und hoffentlich unmittelbar erkennen, was er davon hat, sich nachhaltiger aufzustellen. Ganz praktisch etwa die Geldersparnis durch reduzierte Stromverbräuche und Vermeidung von Lebensmittelabfällen, oder einen geringeren Entsorgungsaufwand durch weniger Verpackungsmüll aufgrund der Produktwahl, die genau darauf abzielt.

Und was unternimmt METRO selbst auf dem Weg hin zu mehr Nachhaltigkeit?

Das Thema Nachhaltigkeit haben wir schon lange auf der Agenda. Zunächst einmal sind wir uns unserer Vorbildfunktion bewusst und kehren vor der eigenen Haustür: Wir sorgen für einen möglichst nachhaltigen eigenen Geschäftsbetrieb. In Bezug auf unsere Lieferkette und alle damit verbundenen Stakeholder ist hier aber vor allem der Fokus wichtig auf die Themen, die unsere Kunden umtreiben und die wir wirklich direkt beeinflussen können. Erst 2018 haben wir unsere Nachhaltigkeitsstrategie dahingehend geschärft und behandeln nun 8 strategische Fokusthemen. Die damit verbundenen Ziele sind in Richtlinien und Verpflichtungen festgeschrieben, an deren Erreichung wir kontinuierlich arbeiten.

Was sind denn die großen Stellschrauben für ein Unternehmen wie METRO?

Was bei der Arbeit an Nachhaltigkeitsthemen deutlich wird, ist, dass sich durch Zusammenarbeit immer mehr bewegen lässt. Zu allen Themen stehen wir daher über Mitgliedschaften und Kooperationen in direktem Kontakt zu anderen Akteuren entlang der Wertschöpfungskette, um spezifische Themen bearbeiten zu können und entsprechend größere Wirkungen zu erzielen. Letztlich sitzen wir alle im gleichen Boot und können gemeinsame Intelligenz besser nutzbar machen. Komplexe Themen wie nur beispielhaft die Umsetzung entwaldungsfreier und menschenrechtskonformer Lieferketten können nur gemeinsam vorangebracht werden, zum Beispiel über unser Engagement im Consumer Goods Forum.

Hast du – ganz persönlich – Tipps für eine nachhaltigere Lebens- oder Arbeitsweise?

Ich versuche, mich immer daran zu halten, dass Nachhaltigkeit auch mit den kleinen Dingen und bei mir beginnt. Also nicht irgendwo, sondern direkt vor unseren Augen. Für meine Kinder muss ich zum Beispiel jeden Morgen 3 Brotdosen auf den Weg bringen. Die müssen so portioniert sein, dass nicht zu viele Reste anfallen – aber natürlich auch so, dass jeder satt wird. Gar nicht so einfach! Wenn wir doch mal Reste haben, versuche ich, die zu verarbeiten oder als letzte Alternative zu kompostieren. Vor ein paar Monaten bin ich außerdem auf ein E-Auto umgestiegen und versuche so, zu einem besseren CO2-Fußabdruck beizutragen. Das Arbeiten von zu Hause trägt dazu übrigens auch deutlich bei!

Lena vom Stein

Über … Lena vom Stein

Lena vom Stein verantwortet in der METRO AG als Head of Corporate Responsibility unter anderem das Thema Nachhaltigkeitsmarketing und -kommunikation. „My sustainable restaurant“ ist ihr jüngstes Projekt und dient als Leitfaden für Restaurants zu mehr Nachhaltigkeit in der Gastronomie.

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