Kultur-, Labor-, In-vitro-, kultiviertes oder schlachtfreies Fleisch – alle Begriffe meinen das gleiche: Fleisch aus Gewebezüchtung. Anstatt also ein Tier aufzuziehen und zu töten, wird das Fleisch direkt aus einzelnen tierischen Zellen gezüchtet. Was hat es mit dem Fleisch aus der Petrischale auf sich? Was müssen Gastronomen wissen und wie bald wird es das Kulturfleisch im Restaurant geben? Mickael Penvern, Group Category Manager Alternative Proteine bei Classic Fine Foods (CFF), beantwortet drei Fragen zu Herausforderungen, die es zum Thema Zellfleisch noch zu lösen gilt.
Wird kultiviertes Fleisch bereits im großen Stil produziert?
Kultiviertes Fleisch wird erzeugt, indem Zellen eines Tieres in einem nährstoffreichen Wachstumsmedium gezüchtet werden. Die wachsenden Muskel- und Fettzellen werden dann zur Fleischerzeugung in einem Verfahren kombiniert, das nur einen Bruchteil der Zeit und Ressourcen benötigt, die für die Aufzucht eines Tieres erforderlich sind. Die Industrie steckt derzeit noch in den Kinderschuhen und es gibt Spielraum für weitere wissenschaftliche Fortschritte, etwa was die Auswahl der richtigen Zellen und die Beschaffung der erforderlichen Nährstoffe zu angemessenen Kosten betrifft. Vorgesehen sind mehrere Geschäftsmodelle, diese reichen von kleinen, dezentralen städtischen Betrieben (in denen der lokale Metzger im hinteren Teil seines Ladens Fleisch produziert) über mittelgroße Betriebe, die sich auf die bestehende landwirtschaftliche Infrastruktur stützen, bis hin zu großen Fabriken. Derzeit ist das Produktionsvolumen noch sehr gering, aber es wird erwartet, dass die Produktionskapazitäten in den kommenden Jahren steigen.