Pickepackevoll: 1 Nacht im Depot

Wenn Gastronomen morgens ihre Läden öffnen und Küchenchefs mit der Zubereitung starten, muss alles da sein – vom Sellerie bis zum Kochlöffel. In Top-Qualität, pünktlich geliefert und ordentlich verpackt. Dafür arbeiten im Depot Mensch und Maschine zusammen. Eine Nachtschicht.

Header

Reifen quietschen. Motoren brummen. Irgendwo ist das Rattern eines Rolltors zu hören. Das Surren eines Fahrzeugs kommt näher; ein tellergroßer blauer Lichtkegel schiebt sich über den Boden. Dahinter die Quelle: ein gelb-graues Flurfördergerät, bepackt mit blauen METRO Boxen. Tetiana Danets hat das sperrige Fahrzeug buchstäblich im Griff. Routiniert lenkt die 28-Jährige den Stapler um die Kurve, gibt kurz Gas, stoppt, springt aus dem Fahrstand und scannt einen Code am Regal. Dann schnappt sie sich eine Dose Tomaten von der Größe eines Benzinkanisters, scannt auch diese, verstaut sie sicher in einer der Boxen. Noch 3 der gigantischen Tomatendosen verladen, Blick aufs Handheld – was steht als nächstes auf der Liste? Speiseöl. Tetiana verzieht keine Miene, als sie sich wieder aufs Fahrzeug schwingt. Von den 10-Liter-Bottichen stemmt sie pro Nacht ein halbes Dutzend, manchmal mehr. „Ist bei fast jeder Bestellung dabei“, erklärt sie leichthändig, ehe sie zum nächsten Stopp rauscht.
Depot

Tetiana ist Pickerin im MAKRO FSD-Depot bei Warschau. Um 22 Uhr hat ihre Schicht begonnen; bis 6 Uhr wird die junge Frau mit dem blonden Pferdeschwanz durch die Regalreihen pesen und packen, was das Zeug hält. Als Pickerin ist sie verantwortlich dafür, die Bestellungen rechtzeitig und ordnungsgemäß zusammenzustellen, damit sie anschließend verladen und ausgeliefert werden können. „Ich bin ständig in Bewegung, das gefällt mir“, sagt die gebürtige Ukrainerin. Seit etwas mehr als 2 Jahren lebt sie in Polen, fast genauso lange arbeitet sie hier im Depot. Ihre Schichten wechseln im 14-Tage-Rhythmus, 2 Wochen Nachtschicht, 2 Wochen Tag.

Effizientes Packen dank digitaler Planung

Pro Schicht erledigt Tetiana bis zu 50 „Jobs“, sprich Bestellungen. Je nach Anzahl der bestellten Waren dauert ein Job 10 bis 60 Minuten. Heute ist Tetiana in der sogenannten Main Area unterwegs, dem normaltemperierten Bereich des Depots. Ab und an öffnet sich das Rolltor zum Nachbarbereich, Kollegen mit Winterpullovern, Wollmützen und roten Wangen kommen auf ihren Flurförderzeugen herausgesurrt. Im Kühlareal warten Fleisch und Fisch, Gemüse und Feinkost darauf, ihre Reise ins Restaurant anzutreten. Ganz hinten liegt der Bereich „Deep Frozen“. Der Name sagt alles. Wer die Serie „Game of Thrones“ kennt, fühlt sich unweigerlich an die große Eismauer erinnert: Das Tor zu dieser Zone ist selbst von außen mit Eis überzogen, im Innern herrschen frostige 23 Grad. Eine Tür weiter befindet sich ein Aufenthalts- und Aufwärmraum mit etwa 30 Grad – nach 2 Stunden Arbeit im Kühlhaus sind 15 Minuten Extrapause verordnet.

10.000 Quadratmeter misst das Depot insgesamt. Mehr als 100 Angestellte arbeiten hier, davon 38 Picker und Pickerinnen wie Tetiana, die sich täglich durch ein Sortiment von fast 7.000 Artikeln arbeiten. Waren früher lange Stück- und Orderlisten erforderlich, läuft heute alles digital. Möglich macht das die von der METRO Tech-Einheit METRO digital entwickelte Software M-Fulfill. Sie verwaltet nicht nur Mindesthaltbarkeitsdaten und Lagerbestände, sondern sorgt auch dafür, dass Tetianas Wege möglichst kurz und sinnvoll sind. So berechnet ein Algorithmus, welche Bestellungen sich beim Picken kombinieren lassen. Weil vom Regal übers Produkt bis zur Box alles eingescannt wird, erkennt das Handheld, ob die Bestellung vollständig ist, und warnt, wenn etwas fehlt. Tetiana weiß im Gegenzug vorab, wie viele Boxen sie benötigt. Das System kalkuliert zudem, wie viele Bestellungen bearbeitet werden können, ehe der Gabelstapler zu voll wird.

Trotzdem unverzichtbar: Der Faktor Mensch

96,3 % betrug das Service Level dieses Depots im Durchschnitt in 2020. Das ist sehr gut. „100 % sind gar nicht möglich, wenn man allein Lieferengpässe von Zulieferern bedenkt – dennoch muss jedes einzelne Teil, das nicht geliefert werden konnte, überprüft werden“, sagt Depot Manager Maciej Kącki. Weitere KPIs, die er täglich kontrolliert, sind die Pünktlichkeit und Unversehrtheit der Zustellungen. Auch dabei unterstützt Software von METRO digital. Doch trotz aller technischer Raffinesse: Ohne Menschen geht es nicht. Die Picker sind geschult darin, Obst beispielsweise nicht neben Waschpulver zu packen. Oder eine faule Tomate zu erkennen – das schafft das Handheld noch nicht.

Apropos Handheld. Um kurz vor 6 Uhr neigt sich Tetianas Schicht dem Ende zu. All ihre Boxen sind gepackt; das allwissende Mobilgerät verstaut sie im Schrank neben dem Schreibtisch des Schichtleiters. Ein Duft von Basilikum, Minze und Thymian liegt hier in der Luft. Auf den ersten Blick sonderbar: Die frischen Kräuter für die Belieferungskunden lagern hier. Es hat sich herausgestellt, dass das Gießen dort, wo sie jeder im Blick hat und ständig vorbeiläuft, besser klappt als in irgendeiner Regalflucht. Da zeigt er sich wieder, der Faktor Mensch. Beim Lebendighalten eines Basilikums. Für Tetiana heißt es jetzt aber erstmal: Feierabend. Bis zur nächsten Nacht im Depot.

Dienstleistung

Das Belieferungsgeschäft (Food Service Distribution, FSD) ergänzt das weite Netz von METRO Großhandelsmärkten. Das MAKRO FSD-Depot nahe Warschau setzt die von Metro digital bereitgestellte Software M-Fulfill für das effiziente Warenmanagement ein. In Kombination mit der Bestell-App M-Shop und dem Logistikprogramm M-Transport entsteht für Kunden ein Ende-zu-Ende-optimierter Einkauf.

Mehr über die 6 strategischen Themenfelder im Geschäftsbericht 2019/20.

Weitere Artikel