Sich etwas liefern lassen, allein der Ausdruck hat schon was Bequemes: etwas machen „lassen“. Und klar, während des Lockdowns geht es oft gar nicht anders. Beispiel: Ich bin in der Mittagspause allen Ernstes zum Schuster marschiert (schütteln Sie ruhig den Kopf, habe ich auch getan, als ich vor der verrammelten Tür stand), weil ich nicht auf dem Schirm hatte, dass natürlich auch Schuhmacher vom Lockdown betroffen sind. Antwort aus dem Familienkreis auf mein bestürztes Sinnieren, was ich denn nun mit meinen abgelaufenen Absätzen anfangen soll: Online neue Stiefel bestellen. Liefern als logische – manchmal einzig mögliche – Konsequenz also.
Ähnlich sieht es bei den Restaurants aus. Dominierten vorher Pizza und Sushi die Bringdienste, steht plötzlich Hausmannskost hoch im Kurs. Mit „Gans-to-Go“, Rouladen zum Selbstabholen oder Königsberger Klopsen per Kurier holen wir uns zumindest ein Stück geliebter Gastronomie nach Hause. So lange, bis – davon bin ich überzeugt – wir sie wieder besuchen dürfen, die
„dritten Orte“, die unser Leben bereichern. Hat es nicht, buchstäblich sowie im übertragenen Sinne, ein anderes Geschmäckle bekommen, Essen zu bestellen? Eine neue Dimension in jedem Fall:
151,4 Mio. Bestellungen verzeichnete beispielsweise Just Eat Takeaway, Betreiber von Lieferando und Takeaway.com, im dritten Quartal 2020 weltweit; 46% mehr als im Vorjahr. Wichtiger noch, viele selbstständige Gastronomen entdeckten die Chancen
eigener Abhol- und Lieferservices für sich und ihre Kunden – die Küche bleibt warm! Fühlte es sich vor Corona leicht verlottert an, mehrmals in der Woche Essen zu bestellen, gehört es jetzt quasi zum guten Ton. Stichwort: #supportyourlocal!