Multigastronom The Duc Ngo im Interview: „Der Mutige wird belohnt“

17 Restaurants von Berlin bis Saint-Tropez: Multigastronom The Duc Ngo spricht mit MPULSE über Erfolg und Scheitern in der Gastronomie. Teil zwei des Interviews.

The Duc Ngo vor seinem Restaurant 893 Ryōtei

Über THe Dug Ngo

Geboren 1974 in Hanoi, Vietnam, flüchtete er 1979 mit Mutter und Bruder nach Berlin. 1999 eröffnete er dort sein erstes Restaurant. Mittlerweile betreibt The Duc Ngo 17 Gastronomien, ein halbes Dutzend allein um die Kantstraße in Berlin-Charlottenburg, weitere in Frankfurt und Saint-Tropez. Seine Küche bedient die ganze Klaviatur asiatischer Kulinarik. Jeweils mit eigener Note – und einem Händchen für Inszenierung.

MPULSE: Sie sind Multigastronom, ausgezeichnet als Innovator und „Gastronom des Jahres“, Sie haben Film- und Fernsehanfragen. Man nennt Sie, in Anspielung aufs französische „Duc“, auch den „Herzog der Kantstraße“. Was bedeutet für Sie Erfolg?

The Duc Ngo: Erfolg heißt für mich, das, was ich im Kopf habe, umzusetzen – und dass es die Leute dann auch mögen. Wenn das dann noch Geld einbringt, umso besser. Meist geht es damit einher, aber eben nur, wenn die Idee im Vordergrund steht.

Neulich sagten Sie, Sie haben 18 Jahre „unter dem Radar“ gekocht. Mittlerweile gibt es sogar einen Fanshop mit Kappen und Turnbeuteln mit Ihrem Gesicht drauf. Muss ein Gastronom heute mehr machen als „nur“ Kochen, um groß rauszukommen?

Wer sich nicht als Marke etabliert, hat es jedenfalls deutlich schwerer, erfolgreich zu werden. Die Bekanntheit kam bei mir definitiv durch die Medien, nachdem ich bei Kitchen Impossible im Fernsehen zu sehen war. Darauf war ich nicht angewiesen, aber das hat meine Läden für die breite Masse bekannt gemacht. Und meine Social-Media-Präsenz baut die Fanbase auch auf.

Mehr als 90 Tausend Follower allein bei Instagram – machen Sie Ihre Inhalte alle selbst?

Ja, und das nervt mein Umfeld manchmal ziemlich. (schmunzelt) Es nimmt schon ziemlich viel Zeit in Anspruch, ungefähr 30 % meines Tages. Aber es hilft zum Beispiel sehr bei der Personalsuche. Wir haben überhaupt keine Schwierigkeiten, Köche und Kellner zu finden. Job-Anzeigen müssen wir gar nicht mehr schalten. Social Media ist enorm wichtig, um Reichweite zu kreieren. Gerade bei jungen Leuten. Wir bekommen beispielsweise etliche Schülerpraktikantenanfragen. Die sehen die Inhalte auf Instagram und sagen: Hey, vielleicht ist Koch gar kein schlechter Beruf.

Dabei haben Sie selbst keine Koch-Ausbildung, oder? Braucht man die überhaupt?

Naja, so eine traditionelle Ausbildung hat Vor- und Nachteile. Der Blick über den Tellerrand fällt meiner Meinung nach schwerer, du bist beeinflusst durch deinen Meister. Wer keine Ausbildung hat, muss sich alles ganz anders erarbeiten, sieht und macht vieles unkonventioneller. Das führt meiner Erfahrung nach eher zum Erfolg.

Jetzt haben wir viel über Erfolg gesprochen. Aber es kann ja nun auch nicht alles klappen.

Klar, zum Erfolg gehört auch Scheitern. Mein veganes Restaurant hat zum Beispiel nicht funktioniert. Allerdings sind wir das auch falsch angegangen, als Frühstückslokal war der Laden hier in der Gegend einfach falsch platziert. Wir werden das sicherlich nochmal probieren, woanders und als Abendrestaurant. Das ist mein Umgang mit Scheitern: dazulernen, neue Wege gehen. Ich sehe das nicht als Limit. Und ich bin mir sicher: Der Mutige wird belohnt.

The Duc Ngo vor seinem Restaurant 893 Ryōtei

„Das ist alles The Duc Ngo“

Ob Phở, Ramen oder Fisch – er zelebriert Asia-Kulinarik wie kaum ein anderer: Multigastronom The Duc Ngo im Interview. Teil 1.

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