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Vom Küstenfischer zum Importeur

Dass er einmal Papageienfische, Meerbarben und Zackenbarsche nach Europa importieren würde, statt sie selbst täglich auf dem Meer zu angeln, hatte Momo Mbaye so nicht geplant. Doch die Lebenswege führten den senegalesischen Fischer von der Küstenstadt Mbour über Madrid nach Berlin. Momo Mbaye wurde Händler und Importeur.

Fish from Senegal in einem METRO Store
Fischer Momo Mbay in einem METRO Store

Worum geht´s?

Momo Mbaye: Für den senegalesischen Fischer ging es von der Küstenstadt Mbour über Madrid nach Berlin. Hier wurde er Händler und Importeur. Ein Portrait.
Exclusive Fische aus Senegal in einem METRO Store

Seit März 2016 organisiert der 47-Jährige mit Touba Peche artgerechten Wildfang und Import exotischer Fische aus seiner Heimat. Sein Unternehmen gibt damit ihm in Deutschland, zweien seiner Brüder sowie Küstenfischern im Senegal Einkommens- und Zukunftsperspektiven.

Momo Mbaye: wie er Fischer wurde

Das Meer ist Momo Mbaye von Kindesbeinen an vertraut. Sein Vater Mouhamadou, ebenfalls Fischer, nahm ihn „immer in den Sommerferien, die drei Monate dauern“, mit der Piroge, dem traditionellen Holzboot der senegalesischen Fischer, aufs Meer hinaus.

„Nach dem Ende der Schule hat mir mein Papa ein Jahr lang alles beigebracht.“ Das Angeln mit den bis zu zwei Kilometer langen Leinen und das Wissen darüber, welche Fische wann und wo zu finden sind etwa. „Langleinen haben viele Haken mit Ködern in gleichmäßigen Abständen. Sie liegen eine bis anderthalb Stunden im Wasser“, erklärt Mbaye die Technik der ressourcenschonenden traditionellen Fischerei ohne Schleppnetze. „Je kürzer die Leinen draußen sind, desto besser.“ So kommt der Fisch fix an Bord, dort sofort auf Eis und rasch ins Kühlhaus von Dakar Ice, mit denen Touba Peche zusammenarbeitet. 48 Stunden nach dem Fang sind die Fische in Deutschland.

Gründung von Touba Peche: ein mutiger Schritt für mehr Möglichkeiten

Die industrielle Fabrikfischerei mit den großen, internationalen Trawlern vor den senegalesischen Küsten setzt den Beständen, aber auch den Fischern zu. Arbeitslosigkeit und Armut sind ein großes Problem. Deshalb gehen Viele, insbesondere Jüngere ins Ausland. Momo Mbaye ergriff nach 15 Jahren in seinem Beruf als Fischer im Jahr 2004 die Gelegenheit, nach Spanien auszuwandern.

In Madrid kochte er sich von der Küchenhilfe zum Koch hinauf, hatte ein Auskommen. Die Wirtschaftskrise machte alle weiteren Pläne zunichte. „Viele Restaurants schlossen. Ich hatte einen Freund in Deutschland, der gesagt hat, dort gebe es Arbeit. Im Februar 2012 bin ich nach Berlin gegangen.“

Mbaye knüpfte an seine Erfahrungen in Spanien an, kochte wieder, unter anderem in einer Kita-Küche. Mit etwas mehr Ruhe im Leben poppte eine alte Idee seines Bruders Pape wieder auf. Wäre es nicht möglich, senegalesischen Atlantikfisch, wenn schon nicht nach Spanien, so nun nach Deutschland zu importieren? „Ich konnte mir das vorstellen“, sagt Mbaye, „aber die Unternehmensgründung war schon schwierig.“ Es folgten: Ein Gründerseminar, eine IHK-Schulung für den Lebensmittelbereich. Und: Papiere, Papiere, Papiere. Genehmigungen, Eintragungen, Zertifikate.

Touba Peche, benannt nach der heiligen islamischen Stadt Touba im Landesinneren und einer Ableitung aus dem französischen Wort für „Fischen“, startete im März 2016.

Aber die Unternehmensgründung warin Deutschland schon schwierig. Papiere, Papiere, Papiere. Genehmigungen, Eintragungen, Zertifikate.

Momo Mbaye

Die Zusammenarbeit von Touba Peche mit METRO

Die ersten Kunden waren rasch zu finden. Händler und Gastronomen schätzten die Qualität von Rosé-Doraden, Black-Tiger-Garnelen und Juwelenbarschen von Anfang an. Selbst wenn der Wildfang nicht bis ins Letzte planbar sei und von den Kunden Flexibilität verlange, wie Mbaye anmerkt. Das Restaurant „Mondo Pazzo“ in Berlin etwa ordert bis heute Pulpo und Garnelen für seine italienische Küche.

Doch selbst viele Händler benötigten nur kleine, oft zu kleine Mengen, weiß Mbaye: „Mal hier zwei Kilo, mal da zwei Kilo, das reicht nicht.“ 400 Kilogramm müssen mindestens wöchentlich eingeflogen werden, sonst lohnen sich Fracht und Logistik nicht. Touba Peche drohte, bei aller Kundenzufriedenheit, zu scheitern, weil das Unternehmen zu klein war.

Über den Kontakt zu einem Abteilungsleiter der METRO in Berlin ergaben sich jedoch neue Perspektiven. Im Mai 2018 startete die Zusammenarbeit, die Touba Peche Kontinuität sichert. Die METRO ordert im Schnitt 300 bis 400 Kilogramm wöchentlich für 60 Filialen. Momo Mbaye weiß, was das bedeutet: „Großkunden sind für so einen kleinen Lieferanten sehr unüblich.“ Die METRO engagiere sich sehr, stehe hinter Touba Peche und zahle „echt faire Preise“.

Exotischer Fisch aus Senegal: ein Produkt für Kenner

Fisch von Touba Peche ist nicht für jeden. „Wer nach dem Angebot der Woche fragt, kauft keine exotischen Fische aus dem Senegal“, sagt Ute Herbst, Momo Mbayes Partnerin. Sie ist seit 2017 privat und inzwischen auch „in meinem zweiten Beruf“ an seiner Seite. Sie kümmert sich um die Kommunikation und die Qualitätssicherung in Deutschland. Es gelte immer wieder das Bewusstsein für besseren Fisch und nachhaltigen Fang auch bei den Abnehmern zu schärfen.

Jeder Fischer hat ‚seine‘ Fische. Er weiß, wie sie ziehen, wann sie wo zufinden und wie die Schonzeiten sind.

Momo Mbaye

„Jeder Fischer hat ‚seine‘ Fische. Er weiß, wie sie ziehen, wann sie wo zu finden und wie die Schonzeiten sind“, sagt Mbaye über den Verbund kleiner Fischer, die für Touba Peche arbeiten. Sein Bruder Adama koordiniert die Ausfahrten vor Ort. „Die Fischer sind schon sehr zufrieden, auch wirtschaftlich“, sagt Momo Mbaye.

Ich habe hier in Deutschland nie gefischt oder geangelt.

Momo Mbaye

Im Hause Mbaye-Herbst in Berlin kommt seither viel frischer Fisch auf den Tisch. „Ich freue mich, dass ich zu Hause nicht mehr kochen muss“, sagt Ute Herbst. „Vor allem der Zackenbarsch ist lecker, ein gefälliger Fisch.“ Momo Mbaye, der seinen zweiten Beruf als Koch nun nur noch privat ausübt, sagt: „Für mich schmecken alle Fische gut.“

Und die hiesigen Fische? Angelt Momo Mbaye die Berliner Seen leer? „Ich habe hier nie gefischt oder geangelt“, sagt er und rückt seine graue Schiebermütze zurecht. „Ich habe gehört, dafür muss man eine Prüfung machen.“ Das klingt etwas abschreckend. Vielleicht verständlich nach all der Bürokratie der letzten Jahre. Vielleicht ist es im Senegal aber auch einfach schöner. Mindestens drei Mal im Jahr fliegt Momo Mbaye dorthin, um Qualität und Abläufe vor Ort zu kontrollieren und seine Familie zu sehen. Und um dann selbst mit einer Piroge aufs Meer hinauszufahren und als Fischer wieder einmal in seinem ureigensten Element zu sein.

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