Eine Kelle … Wein aus La Rioja

Immer neue Trends bewegen die Branche – wir spüren ihnen nach. In unserer Serie „Eine Kelle …“ stellen wir regelmäßig spannende Projekte und Persönlichkeiten aus der Food- und Gastroszene vor. Heute im 3-Fragen-Interview: Abel Torres, Geschäftsführer der spanischen Weinbau-Genossenschaft Viñedos de Aldeanueva.

Gereifte Weintrauben

Worin liegen die Stärke Ihrer Genossenschaft und der Vorteil für die Winzer?

Der Grundgedanke ist: Bündele das Angebot und sei ein größerer Akteur am Markt. Unsere mehr als 900 Winzer in Aldeanueva de Ebro treten als eine große Firma auf. Hinzu kommt: Weil wir nahezu alle Arbeitsschritte selbst erledigen, bleibt praktisch sämtlicher Gewinn im Dorf. Das verhilft allen hier zu Wohlstand und hoher Lebensqualität. Hier im Ort leben etwa 2.000 Leute, die alle direkt oder indirekt vom Weinbau profitieren.
In der Provinz La Rioja gibt es in jedem Weinbau-Ort eine Genossenschaft; es dürften etwa 35 sein. Viñedos de Aldeanueva ist die größte und kommerziell erfolgreichste. Das liegt auch daran, dass viele zwar gemeinsam ihren Wein keltern, reifen lassen und am Markt anbieten, ihn aber nicht selbst in Flaschen abfüllen. Durch diesen Vorteil können wir unseren Winzern mehr für die Trauben zahlen.

Abel Torres

Wie ist eine solche Genossenschaft strukturiert?

Wir managen unsere Genossenschaft wie jedes große Unternehmen mit professionellen Teams, die sich in ihren Bereichen sehr gut auskennen: Weinbau und Technik, Vertrieb und Marketing, Verwaltung und Management. Diese Aufteilung gibt es auch beim Führungsteam: Neben mir als Hauptgeschäftsführer gibt es einen Geschäftsführer für Finanzen, Technik, nationalen Vertrieb und Export. Wir haben etwa 50 Angestellte, die ganzjährig bei der Genossenschaft beschäftigt sind. Während der Weinlese verdoppelt sich die Zahl auf etwa 100. Neben dem persönlichen Austausch mit den Winzern setzen wir übrigens auch auf digitale Tools: Wir haben eine eigene App entwickelt, über die unsere Mitglieder wichtige Informationen als Push-Nachricht bekommen. Die Applikation enthält Wetterprognosen, die für den Weinbau wichtig sind. Und die Winzer können damit die Warteschlange vor unserer Qualitätskontrolle checken, sodass sie nicht unnötig anstehen müssen. Das kommt sehr gut an – nach anfänglicher Skepsis interessanterweise gerade bei älteren Mitgliedern, weil die Handhabung so leicht ist.

Wie stellen Sie sicher, dass jeder Winzer seinen Teil zur Qualität des Weins beiträgt?

Der Grundstein für die spätere Qualität der abgefüllten Weine wird schon beim Anbau gelegt. Deshalb beschäftigen wir einen Weinbau-Ingenieur. Er berät unsere Winzer in allen Fragen – welche Reben für welchen Standort geeignet sind, Fragen zu ihrer Pflege und zur Reifung der Trauben, was am allerwichtigsten ist. Nicht jede Genossenschaft leistet sich einen solchen Experten, der während des ganzen Jahres zur Verfügung steht. Er kennt jeden Winzer, jeden Weingarten, er kann jede Weinlese beurteilen.
Das Geheimnis guten Weins ist, die Winzer nach Qualität zu bezahlen. Sonst konzentrieren sich die Winzer darauf, größere Mengen zu produzieren. Da unseren Winzern aber bewusst ist, dass sich Qualität auszahlt, legen sie bereits zu Beginn der Saison ihr Augenmerk darauf. Wir haben ein eigenes Labor und testen die Ernte, wenn die Winzer mit ihren Anhängern vorfahren. Wir zahlen nach 4 Kriterien: Alkoholgehalt, Farbe, Reifegrad sowie allgemeine Gesundheit der Trauben. Insgesamt ermitteln wir sogar 30 Werte, zum Beispiel den Säuregehalt, den Kalium-Gehalt, die fermentative Aktivität. Andere Weinbauern aus ganz Spanien kommen, um sich unser System anzuschauen. Jedes Jahr haben wir Vertreter von 3 oder 4 Betrieben zu Gast. Unser System der Bezahlung ist das fortschrittlichste im ganzen Land.

Über Viñedos de Aldeanueva

Seit 1956 vertritt die Genossenschaft Viñedos de Aldeanueva die Interessen der Weinbauern rund um den Ort Aldeanueva de Ebro. Mit 900 Winzern und insgesamt mehr als 3.100 Hektar Anbaufläche ist sie heute die größte von etwa 35 Weinbau-Genossenschaften in der Region La Rioja. Von den jährlich 20 Mio. Litern Rotwein und 2 Mio. Litern Weißwein füllt die Genossenschaft etwa 80 % selbst in Flaschen ab.

METRO bezieht von Viñedos de Aldeanueva mehr als 1 Mio. Flaschen pro Jahr. Allein von der Eigenmarke „Pueblo Viejo“ sind es 424.000 Flaschen. Die Weine aus konventionellem Anbau werden neben Spanien in 14 weiteren Ländern vertrieben, die Bio-Weine kommen in 5 bis 6 Ländern außerhalb Spaniens auf den Markt. Die Genossenschaft unterhält seit 15 Jahren ihre Partnerschaft mit METRO.

Eine Kelle

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Neue Trends prägen die Food- und Gastrobranche. Im Fokus: Inspirierende Projekte und Persönlichkeiten. Sie zeigen, was trendet, was bewegt und was gelingt.

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