Seine „Lok“, also die Zugmaschine, nennt der Chef die große Obst- und Gemüseauslage. Sie spricht die Laufkundschaft an. Eingeweihte wissen hingegen, dass auf den 270 Quadratmetern im Inneren des Geschäfts rund 5.000 Artikel zu finden sind. Vor allem türkische Spezialitäten wie Fleisch oder säckeweise Bulgur, besondere Öle wie Haselnuss- oder Schwarzkümmelöl, Pistazien, Nüsse, Trockenfrüchte und Süßwaren sowie eine große Gewürzauswahl. „Dafür kommen die Leute extra zu uns“, erzählt Şen. Und wenn die Kunden schon mal da sind, kaufen sie gleich noch ein paar weitere Dinge ein. Deshalb bietet Şen neben den türkischen Spezialitäten auch Grundbedarfsprodukte und weitere internationale Waren an, die er bei METRO kauft.
Genau wie das Fortuna-Büdchen ist auch Deniz Market ein Familienbetrieb. Ilhan Şens Ehefrau Serpil kassiert, Vater Yagmur, 71 Jahre alt, verhandelt mit den Lieferanten. Gründerin Leyla, die den Markt einst nach ihrem Mädchennamen Deniz benannte, kocht täglich für alle. Und Ilhan Şens Tochter Leyla, 17, nach der Großmutter benannt, hilft ebenfalls mit aus. Die Familie und das Geschäft sind eine Institution in der Nachbarschaft, Kunden halten beim Einkauf einen Plausch, man kennt sich.
Zugeschnitten auf den Bedarf vor Ort
So wie die Düsseldorfer Kleinhändler sind viele Trader unverzichtbare Institutionen in ihrer Nachbarschaft . Das gilt weltweit. Ob Lebensmittelgeschäft, Kiosk, Street-Food-Händler oder Tankstelle: Inhabergeführte Läden zeichnen sich durch ihre Nähe zum Endkonsumenten aus, sind in vielen Regionen Nahversorger und Treffpunkt zugleich. Für METRO sind Trader als Profikunden neben Hoteliers, Restaurateuren und Caterern eine Kernzielgruppe. Der Grund: ein hoher lokaler Wettbewerb zwischen vielen unabhängigen Anbietern und zahlreiche adressierbare Kunden machen den Markt wirtschaftlich interessant.
Neben dem reinen Warenverkauf an Traderkunden setzt METRO in ausgewählten Ländern auf ein Franchise-Partner-Netzwerk . Jeweils angepasst an den lokalen Markt und ausgerichtet auf den Bedarf vor Ort sollen die Franchise-Angebote das Geschäft und die Profitabilität von Tradern fördern. Rund 8.200 Partner-Stores gibt es derzeit in 10 Ländern, Ende 2024 sollen es 12.000 sein. Vorreiter ist Polen mit mehr als 2.000 Stores unter der Marke Odido . Der Markt ist weit entwickelt; entsprechend zugeschnitten sind die Angebote. 2021 wurde das Branding neu aufgesetzt. Hoch im Kurs stehen zudem Convenience-Lösungen, das heißt moderne Lebensmittel- und Produktangebote, die in Kategorien wie „Food to go“ oder „Food for later“ unterteilt sind. Anders der Markt in Rumänien: Zwar gibt es auch hier moderne Stores, etwa in Städten wie Bukarest. Gleichzeitig befinden sich viele der 1.700 Läden unter der rumänischen Marke LaDoiPași in sehr ländlichen Gebieten. Deshalb sind beispielsweise die Sortimente hier entsprechend breiter.
„Der Preis muss stimmen“
Neben Ausstattung und Beratung gibt es zudem Eigenmarken speziell für Trader. Die unter der Marke Fine Life angebotenen Produkte, deren Design, Preisgestaltung und Marketing sind beispielsweise vollständig auf Wiederverkäufer zugeschnitten. So garantieren die Fine-Life-Produkte Tradern eine Marge von mindestens 25 %. Denn auf die Gewinnspanne kommt es bei kleinen Einzelhändlern ganz besonders an. Das bekräftigt auch Pietro Meffe vom Fortuna-Büdchen: „Der Preis muss stimmen. Das ist das wichtigste Einkaufskriterium.“ Und: Der Einkauf müsse schnell gehen. Deshalb sei ein gut sortierter Großmarkt wichtig. „Ich schlendere nicht durch den Markt, sondern will da schnell durch“, sagt Meffe.
Ilhan Şen sieht das zumindest etwas anders. „Ich verkaufe zwar gerne, aber ich kaufe auch gerne ein“, sagt er und grinst. Deshalb fährt der Chef des Deniz Market immer persönlich zum METRO Markt. Die Mitarbeiter an der Fleischtheke kennt er mittlerweile ebenso gut wie die in der Käseabteilung. „Wir sagen Hallo, tauschen uns aus“, erzählt Şen. Nur bei Obst und Gemüse, da lässt er nicht mit sich reden: „Das kaufe ich nur aus der Türkei.“ Sonne, Boden – an den Geschmack der Produkte aus dem Heimatland seiner Familie komme einfach nichts heran. Feigen aus Troja beispielsweise, schwärmt der 44-Jährige: „Die sind einzigartig!“ Und so schwingt bei jedem Trader eine ganz eigene Begeisterung für das Geschäft mit. Sei es bei Familie Şen. Familie Meffe. Oder bei den unzähligen weiteren großen und kleinen Trader-Kunden weltweit. Oder, um auf das Plakat am Fortuna-Büdchen zurückzukommen: Wo auch immer deine Heimat ist.