Immer neue Trends bewegen die Branche – wir spüren ihnen nach. In unserer Serie „Eine Kelle …“ stellen wir regelmäßig spannende Projekte und Persönlichkeiten aus der Food- und Gastro-Szene vor. Heute im 3-Fragen-Interview: Oded Omer, Mitgründer und CEO von Wasteless. Das israelische Start-up bepreist Lebensmittel anhand ihres Haltbarkeitsdatums mit einem dynamischen Algorithmus.
Wie hilft eine intelligente Preisgestaltung nicht nur der Umwelt, sondern auch den Gastronomen?
In den METRO Regalen sind Lebensmittel immer verfügbar und reichlich vorhanden. Von einem Produkt können einige Artikel allerdings eine etwas kürzere Haltbarkeit haben als andere. Jeder einzelne Artikel im Regal ist frisch, gesund und schmackhaft, aber angesichts der Konkurrenz zwischen diesen Haltbarkeitsdaten laufen die Lebensmittel, die eine etwas kürzere Haltbarkeit haben, Gefahr, im Regal zu verderben und verschwendet zu werden. All die Bemühungen, das Wasser, die Energie und die Liebe, die in diese Lebensmittel geflossen sind, wären dann umsonst gewesen. Mit einer intelligenten Preisgestaltung wird dieser „ältere Jahrgang“ optimal preislich heruntergesetzt, um Gastronomen zum Kauf zu verleiten, die weniger Geld für frisches, gesundes Essen ausgeben. Restaurantbesitzer haben in der Regel ein ziemlich genaues Bild davon, wann sie ihre frischen Waren einsetzen. Wir geben ihnen also Werkzeuge und Anreize an die Hand, die sinnvoll sind, ihre Gewinne steigern und der Umwelt helfen, indem sie Verschwendung reduzieren. Gastronomen haben oft ein hohes Bewusstsein für ihre Position in der Lieferkette, was Ausgaben, Gewinne, Abfall und Umweltbelastung angeht. Ich kenne keinen einzigen Gastronomen, der nicht darauf anspringen würde, perfekt frisches Essen zu servieren und gleichzeitig seine Gewinnspanne zu erhöhen. Auf diese Weise lindert METRO gleich mehrere ihrer Schmerzpunkte.
Wie bekämpft Wasteless die oftmals verbreitete Wahrnehmung, dass „ältere“ Produkte eine geringere Qualität haben?
Wasteless kehrt das Paradigma auf eine sehr subtile Weise um. Es kann schwierig sein, das zu erklären, aber der Kunde spürt es und es ist ziemlich leicht aus den monatlichen Ergebnisberichten abzulesen. Im Grunde genommen macht die Wasteless-Technologie eine längere Haltbarkeit zur Prämie, oder zur Option, und nicht zur Norm. Herkömmliche „Rabatte“ funktionieren nicht wirklich, da Rabatte in der Regel dadurch kommuniziert werden, dass ein Aufkleber auf etwas geklebt wird oder, noch schlimmer, der Artikel in einen „Rabatt“-Bereich des Geschäfts gestellt wird. Diese Etikettierung und Absonderung haben einen eindeutigen stigmatisierenden Effekt. Das Wasteless-System belässt die Artikel an ihrem normalen Platz und klebt keine neuen Aufkleber auf die Artikel. Die Preise werden an der normalen Stelle angezeigt, und Abschläge werden automatisch und unsichtbar vorgenommen. Bei MAKRO werden wir mit In-Store-Marketing erklären, dass diese gesunde, nachhaltige Wahl Geld spart und dem Planeten zugutekommt. Die Leute sind angenehm überrascht, wenn sie erfahren, dass diese kleine Veränderung eine so große Wirkung haben kann.
Wie unterscheiden sich die Anforderungen des Großhandels an Wasteless von denen der Supermärkte?
Ich würde sagen, dass wir im Großhandel professionelle Kunden haben, die in der Lage sind, eine informierte Entscheidung zu treffen. Da sie in der Lebensmittelplanung ausgebildet sind, wissen sie besser als andere Verbraucher, ob die Haltbarkeit ihren Anforderungen entspricht. Und für sie ist ein Preisnachlass eine sofortige Margenerhöhung. Da sie professionell einkaufen, hat die Entscheidung noch mehr eine finanzielle Komponente als bei einem Endverbraucher. Der Großhandelskunde hat womöglich auch andere Richtlinien, die bestimmen, ob er für zusätzliche Haltbarkeit bezahlen muss, aber das Backend des Wasteless-Systems ist flexibel für jede Handelsumgebung. Die KI untersucht das tatsächliche Kundenverhalten und passt sich daran an – das gilt für jede Handelsumgebung, ob Großhandel oder Supermarkt.
Über Wasteless
Die Technologie von Wasteless reduziert die Preise von Waren anhand des Haltbarkeitsdatums – je „älter“ die Ware, desto günstiger wird sie. Die Preisgestaltung wird durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) optimiert. Oded Omer, Mitgründer und CEO von Wasteless, nennt die Lösung des Start-ups eine Evolution der Warenwirtschaftssysteme. Nach umfangreichen Tests wird die Technologie nahtlos in das POS-System von METRO integriert. Das neue Preissystem wird zunächst in ausgewählten MAKRO Märkten in Polen in Betrieb genommen. Ein breiterer Rollout der KI-gesteuerten Preisfindung ist geplant. Omer: „Vor allem aber ist dies ein großer Gewinn für die Umwelt. Es wird viel über Nachhaltigkeit in der Wirtschaft geredet, aber Nachhaltigkeit funktioniert nur, wenn sie auch profitabel ist.“ Mehr zur Kooperation von Wasteless und METRO.
Neue Trends prägen die Food- und Gastrobranche. Im Fokus: Inspirierende Projekte und Persönlichkeiten. Sie zeigen, was trendet, was bewegt und was gelingt.
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