Vom One-Way-Ticket nach Asien zum nachhaltigen Restaurant & Hotel

Auf einer Reise um die halbe Welt fand Gastronomin Jennifer Menzel ihre Bestimmung: Seit ihrer Heimkehr engagiert sie sich für nachhaltige Ideen im Harzer Hof, dem Hotel-Restaurant ihrer Eltern. Menzels Vision: Gästen jeden Tag ein Gericht mit Zutaten aus dem eigenen Garten zu servieren.

Sommergarten Harzer Hof

Die Reise zum Selbst beginnt am Rhein. Nachdem Jennifer Menzel Entrepreneurship und Tourismus studiert hatte, fand sie in Düsseldorf einen Job bei einem Internetunternehmen. „Eigentlich ein Traumarbeitgeber, trotzdem war ich nicht richtig glücklich und habe mich gefragt: Was trage ich zur Verbesserung der Welt bei?“, erzählt Menzel. Sie folgt ihrer inneren Stimme, kündigt 2015 ihre Arbeitsstelle, löst ihre Wohnung auf und bucht ein Flugticket nach Bangkok. „Es war nur ein Hinflug, ich dachte, ich schau mal, wohin mich der Weg führt.“ Letztlich bleibt sie ein ganzes Jahr im Ausland, erst reist sie durch Asien, dann nach Australien und Neuseeland. Dort lebt sie im Zelt, wandert durch die Natur und hilft auf Farmen aus. „In dieser Zeit habe ich erkannt, dass ich viel zu wenig über Dinge weiß, die mir wirklich wichtig sind, beispielsweise wie man Lebensmittel anbaut und produziert“, berichtet die Weltenbummlerin. „Es ist schon verrückt, denn ich komme ja vom Dorf, wo früher viele Menschen noch ihren Garten zur Selbstversorgung hatten. Heute dagegen kauft man die fertigen Produkte gedankenlos im Supermarkt, ohne sich klarzumachen, welchen Weg Obst und Gemüse zurücklegen von der Aussaat bis zur Ernte.“

Mit neuer Inspiration zurück in die Heimat

Schließlich kehrt Menzel zurück nach Deutschland und studiert Ökologische Landwirtschaft an der Universität Kassel. Danach, 2019, steigt sie in das Hotel-Restaurant ihrer Eltern ein, den Harzer Hof in Scharzfeld am Rande des Nationalparks Harz. Auf ihren Reisen wurde ihr klar, dass ihr Heimatort beste Chancen bietet, um ihren Traum vom nachhaltigen Leben umzusetzen. Ihre erste Aktion: Im Hotel-Garten kultiviert sie Weiße Erdbeeren und Ringelbete auf Basis von Permakultur, einem ökologischen Anbaukonzept, das sie in einem Seminar in Thailand kennengelernt hatte. Ihre Beete dienen auch als Schaugarten, denn es liegt ihr am Herzen, ihr Wissen weiterzuvermitteln: „Ich denke, dass wir als Gastronomen eine Mitverantwortung dafür haben, dass die Wertschätzung von Lebensmitteln wieder steigt.“

Ihre Eltern, Petra und Dieter Menzel, unterstützen ihr Engagement. Die beiden Gastwirte haben schon in der Vergangenheit auf regionale Küche und umweltfreundliche Lösungen gesetzt – von der Regenwasser-Zisterne bis zum energieeffizienten Blockheizkraftwerk. Die Tochter initiiert viele neue Projekte, beispielsweise konzipiert sie eine Speisekarte mit vegetarischen Gerichten und gestaltet Hotelzimmer nach Umweltkriterien. „Mithilfe meines Bruders, der als Architekt in Berlin lebt, haben wir Zimmer mit Lehmputz, veganen Wandfarben und Vollholzdielen eingerichtet, die vom örtlichen Tischler gefertigt wurden.“

Familie Menzel

Familie Menzel. Foto: Dietrich Kühne

Ich merke immer wieder, dass die Menschen es schätzen, wenn man sich engagiert. Manchmal braucht es einfach jemand, der anfängt. Dann machen die anderen mit.

Jennifer Menzel, geboren 1985, Gastgeberin im Familienbetrieb Harzer Hof Scharzfeld

Lokale Bio-Spezialitäten im Glas

Rindsgulasch Glas

Rindsgulasch vom Harzer Roten Höhenvieh. Foto: Dietrich Kühne

Als im März 2020 die Coronakrise ausbricht und der Harzer Hof schließen muss, zögert Jennifer Menzel nicht lange und hebt binnen kürzester Zeit einen Online-Shop aus der Taufe. Per Mausklick lassen sich die regional und ökologisch erzeugten Spezialitäten des Harzer Hofes im Glas bestellen – beispielsweise Gulasch, Roulade oder Bolognese vom Harzer Roten Höhenvieh. Die alte Nutztierrasse war in den 90er-Jahren vom Aussterben bedroht. Heute erlebt sie eine Renaissance, dank des Einsatzes des Bio-Landwirts Daniel Wehmeyer, der die Tiere von Frühjahr bis Herbst auf den kräuterreichen Bergwiesen der Region grasen lässt. Neben dem Fleischgenuss mit gutem Gewissen bietet der neue Online-Shop auch vegane Köstlichkeiten im Glas – von der Karottencremesuppe bis zum Gemüse-Chili mit der Grünen Berglinse, die im Harz angebaut wird.

Die Gerichte von der Speisekarte vertreibt der Harzer Hof auch im Außer-Haus-Verkauf, seit neuestem in Mehrwegboxen, die aus langlebigem und recyclebarem Kunststoff bestehen. Darüber hinaus zieht Familie Menzel mit ihren Spezialitäten im Glas über die Wochenmärkte der Region. „Das macht Spaß, denn das positive Feedback der Menschen motiviert mich“, sagt Menzel, die es kaum erwarten kann, dass sowohl das Hotel-Restaurant als auch das hauseigene Hoftheater wieder öffnen: Schon seit 2004 stehen die Gastwirte als Hauptdarsteller auf der Bühne, seit Neuestem ist auch die Tochter Mitglied des Ensembles. Das Repertoire reicht von Loriot bis zu Martin Walser, für den Sommer ist ein Open-Air-Stück geplant. „Das ist viel Arbeit, aber auch ein schöner Ausgleich.“

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Eine bedrohte Nutztierrasse sind auch die istrischen Boškarin-Rinder. Die Entdeckung ihres Fleischs für die Haute Cuisine bewahrte die Rasse vor dem Aussterben: Zuvor war der Bestand auf nur noch wenige 100 Tiere geschrumpft. Seit 2016 arbeitet METRO Kroatien mit einem Landwirt zusammen, der sich für den Erhalt der Boškarin-Rinder einsetzt. Mittlerweile gibt es wieder mehr als 3.500 Tiere.

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Neue Ideen am laufenden Band

Jennifer Menzel, Harzer Hof

Jennifer Menzel. Foto: Privat

Menzel hat sich noch viel vorgenommen in Sachen Nachhaltigkeit. Ihr neuestes Projekt: „Wir haben direkt nebenan einen kleinen Bauernhof gekauft. Dort wollen wir einen Familienhof gründen, der Gastronomie, Hotellerie und Landwirtschaft verbindet.“ Entstehen soll ein Ort, an dem sich Gäste wohlfühlen und zugleich gemeinsam Neues lernen über die Zusammenhänge von Ernährung und ökologischem Ackerbau. „Meine Vision ist, dass wir jeden Tag ein Gericht aus eigenem Anbau anbieten, getreu dem Motto: vom Garten auf die Gabel.“ Außerdem sollen Alpakas für das Hof-Projekt angeschafft werden. „Die Wolle der Tiere können wir für die Hotelbetten einsetzen und zudem liefern sie auch Dünger für den Garten“, so der Plan. „Nicht zuletzt haben Alpakas eine soziale Funktion, denn sie bringen die Menschen zusammen.“ Genau das ist die Mission der Gastwirtin: Menschen verbinden und für zukunftsorientierte und ressourcenschonende Lösungen begeistern.

METRO Preis für nachhaltige Gastronomie

Mit dem METRO Preis für nachhaltige Gastronomie zeichnet METRO nachhaltige Konzepte im Gastgewerbe aus. Innovatoren erhalten die Anerkennung, die ihnen gebührt – und geben der gesamten Branche Inspiration. Die Beispiele sollen auch Unentschlossenen Mut machen, neue Wege zu gehen. Unter allen Bewerbern definiert eine Fachjury die Finalisten, aus denen anschließend per Publikumsvoting der Sieger gewählt wird. Auch 2021 können sich Gastronomen in der Zeit vom 18. Juni bis 31. Juli 2021 auf die Ausschreibung bewerben. Teilnahmeberechtigt sind alle in Deutschland aktiven Gastronomen. Für die Teilnahme müssen Interessierte lediglich ein Bewerbungsformular auf www.metro.de/aktionen/nachhaltige-gastronomie ausfüllen.

Nachhaltigkeit bei METRO

Nachhaltigkeit beim Kunden steht im Zentrum des Nachhaltigkeitsansatzes METRO SUSTAINABLE. Das Ziel: Profikunden dabei zu unterstützen, ihren Betrieb so zu führen, dass er profitabel ist – und gleichzeitig einen positiven Einfluss auf Gemeinschaft und Umwelt hat. Mehr zum Thema Nachhaltigkeit bei METRO sowie zu den strategischen Schwerpunktthemen im Corporate Responsibility Report und unter https://www.metro-wholesale.de/nachhaltig-sein.

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