Trotz Corona: Nachwuchs dringend gesucht!
Für einige Restaurantbetreiber blieb eine spontane Umschulung zuletzt die einzige Lösung, um während des Lockdowns den Laden irgendwie am Laufen zu halten. So hieß es für viele von heute auf morgen: vom Küchenchef zum Coronatester. Restaurants wurden zu Walk-Ins für Schnelltests. Das funktioniert aber natürlich nur vereinzelt und ist keine Dauerlösung. Braake: „Die Coronakrise mit ihren unmittelbaren Auswirkungen auf die gastronomischen Betriebe hat dazu geführt, dass sich der bereits bestehende Fachkräftemangel weiter verschärft hat. Viele Mitarbeiter sind in andere Branchen abgewandert und eine Wiederkehr ist eher ungewiss.“
Schon vor der Pandemie beklagte die Branche einen Fachkräftemangel. Das ergab die DEHOGA Konjunkturumfrage aus Herbst 2019, in welcher der Verband unter anderem beschreibt, dass für rund 67 % der Betriebe die Gewinnung qualifizierten Personals das größte Problem darstellt. Das bestätigt auch der langjährige Sterne- und TV-Koch Peter Scharff. Der seit 2007 selbstständige Unternehmer betreibt eine Kochschule und Eventlocation, bietet bundesweites Catering und Beratung an. Scharff spricht aus eigener Erfahrung: „Die Gastrobranche ist knallhart – nicht erst seit Corona. Sie ist arbeitsintensiv bei oft unattraktiver Bezahlung und daher vor allem für junge Menschen nicht aussichtsreich genug.“ Viele Auszubildende seien den Arbeitszeiten und -systemen auf Dauer nicht gewachsen und suchten früher oder später nach einer Alternative. „Allerdings brauchen wir, braucht die Branche, dringend Gastro-Nachwuchs. Kreative Leute, die Spaß daran haben, die Gastronomie von morgen mitzugestalten“, appelliert Scharff.
Denn es gibt sie: die, die weitermachen. Auch wenn eine DEHOGA-Umfrage von März 2021 mit 6.5000 Teilnehmern ergeben hat, dass 25 % der befragten Gastronomen in Erwägung ziehen, ihren Betrieb aufzugeben – bei vielen bleiben Hoffnung und Wille, den Betreib fortzuführen. Nur braucht es dafür eben Personal. Zudem steige die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen und nachhaltig produzierten Gastro-Angeboten, berichtet Braake: „Insgesamt findet also dennoch eine positive Entwicklung statt. Denn die Kunden konsumieren bewusster und sind bereit, dafür einen angemessenen Preis zu bezahlen. Das fängt beim Snack für zwischendurch an und reicht bis hin zum hochwertigen Bankett.“ Es ist also, vor allem in Punkto Nachhaltigkeit, viel Raum für die Gestaltung der Gastronomie von morgen da – nun braucht es noch die Leute, die sie gerade jetzt zum Restart wiederbeleben und kreativ mitgestalten.