Weinprobe virtuell: Corona-konform – und trotzdem gesellig

Mehr als 800 Weine aus aller Welt, Feinkost, Whisky und Spirituosen umfasst das Sortiment von „Wein Kusch“ in Hildesheim und Braunschweig. Als Getränke- und Lebensmittelhändler darf Inhaber Axel Kusch seine beiden Läden zwar trotz Corona weiter öffnen. Doch 80 Prozent der Kunden bleiben fern. Der Weinhändler hat sich deshalb jetzt eine besondere Aktion überlegt.

wein kusch

Herr Kusch, wie ist die Lage aktuell in Ihren Läden?

So wenig wie auf den Straßen los ist, so wenig ist es leider auch bei uns. Seit der Kontaktsperre ist die Anzahl an Kunden auf 20 Prozent zurückgegangen. Außerdem haben wir alle unsere Weinproben abgesagt.

Was hat es mit den Weinproben auf sich?

Normalerweise veranstalten wir bis zu dreimal die Woche Weinproben, vor allem donnerstags, freitags und samstags. Pro Abend bieten wir 24 Plätze an, ein Abend geht in der Regel drei Stunden. Wegen Corona können wir das so derzeit natürlich nicht ausrichten.

Kunden erhalten insgesamt 6 Flaschen Wein, 3 Sorten á 2 Flaschen. Eine Flasche kann während der Probe geöffnet werden, die andere später. Das Paket beinhaltet auch passendes Olivenöl, Käse oder Antipasti. Stilles Wasser und frisches Brot sollte der Kunde bereitstellen. Zu vereinbarten Terminen machen wir dann eine Online-Probe – live, gemeinsam und Corona-konform.

Axel Kusch, Inhaber von Wein Kusch

Wie haben Sie darauf reagiert?

Wir haben überlegt, wie man so eine Probe ins Netz verlegen kann, und dabei irgendwie interaktiv gestaltet. Normalerweise probieren wir 8 verschiedene Weine – das kann man so natürlich nicht machen, keiner bestellt sich 8 Flaschen Wein und öffnet die zu Hause. Jetzt erhalten die Kunden für einen Aktionspreis insgesamt 6 Flaschen Wein, 3 Sorten á 2 Flaschen. So können sie eine Flasche während der Probe öffnen und haben eine weitere für später. Außerdem beinhaltet das Paket passendes Olivenöl, Käse oder Antipasti. Die Kunden sollten sich dazu stilles Wasser und frisches Brot bereitstellen. Zu vereinbarten Terminen machen wir dann eine Online-Probe – live, gemeinsam und Corona-konform.

Kann man denn eine Weinprobe einfach so nach Hause verlegen? Die Kunden könnten doch auch einfach so eine Flasche Wein öffnen.

Wir wollen ja nicht nur probieren und die Weine besprechen, sondern vor allem einen unterhaltsamen Abend bieten. Aus meiner Erfahrung sind die Weintrinker, die zu unseren Proben kommen, ausgesprochen gesellig und kommunikativ. Unsere Aktion soll ein geselliger Anlass sein, keine reine Information. Ich stelle den Teilnehmern auch ganz bewusst Fragen. Das ist zwar nicht das gleiche wie Face-to-Face, andererseits werde ich so bei den Kunden quasi „im Wohnzimmer“ sitzen. Und sie haben die Möglichkeit, mit ganz neuen Menschen in Kontakt zu kommen. Gerade dieser Austausch untereinander macht an unseren Abenden immer Spaß und fällt durch Corona ansonsten ja jetzt weg.

Mehr als 800 Weine aus aller Welt, Feinkost, Whisky und Spirituosen umfasst das Sortiment von „Wein Kusch“ in Hildesheim und Braunschweig
Axel Kusch, Inhaber von Wein Kusch in Hildesheim und Braunschweig
Als Getränke- und Lebensmittelhändler darf Inhaber Axel Kusch seine beiden Läden zwar trotz Corona weiter öffnen. Doch 80 Prozent der Kunden bleiben fern.

Apropos wegfallen: Ersetzt die Aktion die weggebrochenen Einnahmen?

Der gesellige Anlass soll ein Anreiz sein, das Probenpaket zu erwerben, klar. Die Online-Probe biete ich kostenlos an, Umsatz erziele ich allein durch die Probenpakete. Wir versuchen, den weggebrochenen Umsatz dadurch zumindest teilweise auszugleichen. Insofern dienen die Abende unserer Existenzsicherung. Auch perspektivisch: Ich glaube, dass wir von Corona noch relativ lange etwas spüren werden. Da erhoffe ich mir auch künftig durch ein solches Online-Angebot zusätzliche Möglichkeiten.

Inwiefern?

Ich glaube an den emotionalisierenden Faktor des Verkäufers. Guter Wein ist meine Leidenschaft, die ich in meinen Geschäften lebe und meinen Kunden gegenüber zum Ausdruck bringe. Ich will kein Online-Shop sein, sondern ich versuche, diese Stärken ins Netz zu übertragen. Es geht um ausgewählte Weine, eingepackt in ein nettes Gespräch und einen guten Abend. Wenn die Nachfrage da ist, kann ich mir vorstellen, das auch künftig weiter anzubieten.

Die Aktion startet am 2. April. Weitere Termine und Informationen auf Instagram @weinkusch sowie online unter weinkusch.de.

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